MEDIA.night

Die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld hat am 17.11.2016 die erste MEDIA.night mit erfolgreichen Hochschulabsolventen aus der Medienbranche den Gästen präsentiert. Die Veranstaltung wurde von Studierenden geplant, organsiert und umgesetzt. Die fünf Gäste und FHM-Absolventen, die heute erfolgreich als Unternehmer oder Angestellte in der Medienbranche tätig sind, diskutierten vor über 150 Gästen unter dem Motto #FutureTrending den Status quo, zeigten innovative Perspektiven auf und erörterten, welche die Geschäftsmodelle der Zukunft sind, welche Potenziale die Digitalisierung bietet und was die Medien-Megatrends sind.

Die große Fragen des Abends während der Talkrunde: Wohin geht es mit den Medien? Wie entwickeln sich die Projekte der Mediengiganten Facebook, Amazon, Google und Co., die den Anspruch haben, die Welt zu verändern? Wie können Unternehmen, Manager und vor allem Medienscha­ffende die neue Medienwelt aktiv mitgestalten? Kennt die Digitalisierung überhaupt Grenzen?

Professor Bernd Gäbler, Medienexperte, Hochschullehrer an der FHM Bielefeld und ehemaliger Geschäftsführer des Grimme-Instituts, begann den Abend mit einer Keynote: „Ich wage eine steile These: Wir sind in einer Phase am Ende der Massenmedien. Die Rezipienten folgen nur dem, was sie wollen und konsumieren möchten. Die Medien-Rezeption wird also deutlich mehr auf das eigene „Ich“ bezogen sein. Parallel existiert ein „information overload“. Es gibt viel mehr Informationen als man aufnehmen kann. Deshalb achten wir in unserer Journalisten- und Medien-Ausbildung an der FHM auf einige Schwerpunkte ganz besonders: Die Studierenden müssen viel lesen für eine gute Allgemeinbildung, sie müssen eine präzise Sprache entwickeln und unterscheiden können, was wichtig und was unwichtig ist.“

Eben in diesem Spannungsfeld der Medien arbeiten die 5 Podiumsgäste tagtäglich und versuchen die Zukunft aktiv mitzugestalten. Professor Dr. Astrid Kruse, Dekanin des Fachbereichs Medien: „Wir haben diese fünf Alumni eingeladen, weil sie zeigen wie erfolgreich ein FHM-Studium sein kann. Sie stehen stellvertretend für unsere Absolventen, die ihre Karrierewege gemacht haben. Sie haben vor Jahren bei uns gelernt und das Rüstzeug erhalten, die Zukunft mitzugestalten.“

„Die digitale Transformation kommt nicht durch Maschinen und die Technik, sondern durch den Menschen. Das ist die große Faszination. Und wenn mir ein Fußballspieler nach einem Tor bei seinem Jubel so nah kommt, dass ich fast erschrecke, dann ist diese Nähe ein völlig neues Erlebnis.“

Henning Westerwelle, der aus Herford stammt und Geschäftsführer von Infected Postproductions in Hamburg ist, sieht vor allem in der Virtual Reality unbegrenzte Möglichkeiten: „In diesem Bereich geht für alle eine ganz große Tür auf. Wir müssen uns als Unternehmen darauf einstellen. Aktuell wird mit virtuellen Welten viel ausprobiert, wie VR aber ganz genau in allen Branchen werbewirksam funktioniert, ist einfach noch nicht wirklich klar.“

Gerade diese Orientierung an Zukunftsthemen habe Westwelle schon als FHM-Studierender geholfen: „Im Studium haben wir Dinge gelernt, um sie in der Zukunft anwenden zu können. Davon profitiere ich auch heute noch. Es geht darum Themen anzugehen und sie erfolgreich umzusetzen. Und das jedes Mal auf eine neue Art und Weise.“

Teja Adams aus Lemgo ist Social-Media-Manager bei der Tagesschau in Hamburg, sowie Redakteur, Projekt-Manager & Trainer bei der ARD. Er sieht in der Virtual Reality auch eine immense Bedeutung für Journalisten: „Aus meiner Sicht wird dieses Thema sicherlich immer wichtiger werden. Dadurch entsteht die Möglichkeit die Menschen ganz unverstellt an bestimmte Orte zu bringen ohne die Realität zu verzerren.“

Katharina Hölter ist Redakteurin bei Bento, dem jungen Angebot von Spiegel Online und stimmt Adams zu: „Bei Bento interessiert es mich, die junge Zielgruppe besser zu treffen, als es die traditionellen Medien schaffen. Wenn es Möglichkeiten wie VR gibt, die Menschen noch näher an die Geschichten heranzubringen, ist das eine tolle Entwicklung.“

Mark Lucht, Managing Partner bei der Agentur Mediacom in Düsseldorf, sieht in der Weiterentwicklung von Virtual Reality nur Gewinner: „Für die Menschen ist das ein einzigartiges Erlebnis, das muss man probieren. Eine Kombination aus 360 Grad-Aufnahmen und Virtual Reality ist ebenfalls sehr gut denkbar. Wenn dies dann noch live übertragen wird, sind die Menschen beinahe tatsächlich dabei.“

Alexander Günther ist Geschäftsführer von Sportcast, einem 100-prozentigem Tochterunternehmen der deutschen Fußballliga DFL. Die Produktionsfirma verantwortet die Produktion der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga. „Im Zuge der ständigen Veränderungen ist meine größte Herausforderung, in allen Bereichen up to date zu bleiben“, sagt Günther. Ihm ist aber ein zentraler Aspekt besonders wichtig: „Die digitale Transformation kommt nicht durch Maschinen und die Technik, sondern durch den Menschen. Das ist die große Faszination. Und wenn mir ein Fußballspieler nach einem Tor bei seinem Jubel so nah kommt, dass ich fast erschrecke, dann ist diese Nähe ein völlig neues Erlebnis.“

Neben der Virtual Reality machte die Diskussionsrunde mit der rasanten Entwicklung des Social Media Bereichs eine zweite fundamentale Veränderung im Bereich der Medien aus, welche sich in Zukunft noch unvorhersehbar weiterentwickeln wird.

Mark Lucht erklärt: „Heutzutage kann man fast jeden Menschen in einem der sozialen Netzwerke finden. Das ist für Werbetreibende, aber auch für Journalisten, natürlich ein riesiger Markt – darüber hinaus wird alles noch mobiler. Die Frage ist nur, wie man die Leute erreichen kann und möchte. Wie komme ich durch die „Filter-Bubbles“ der Menschen? Nur mit platter Werbung wird das nicht möglich sein. Der Inhalt muss redaktionell aufbereitet sein.“

Für Katharina Hölter bietet Social Media eine weitere Ergänzung, um ihre Zielgruppe zu erreichen: „Wir nutzen Snapchat zum Beispiel gerne und erfolgreich, wenn wir am „Roten Teppich“ berichten. So können wir die Leute optimal abholen und ihnen auch unseren Job näherbringen.“

Alexander Günther versucht noch weiter in die Zukunft zu sehen. Er fasst die kommende Entwicklung mit dem Begriff der „künstlichen Intelligenz“ zusammen. Günther: „Dieser Markt wird wachsen, auch wenn man noch nicht genau weiß, wie und was überhaupt gefordert ist. Vielleicht werden Menschen Ereignisse bald als Hologramme verfolgen, die sich den Bedürfnissen der Menschen anpassen.“ Ein weiterer zentraler Aspekt sei das Motto „think global, go local“. „Die Welt ist digital ein Dorf“, sagt Günther.

 

Im Anschluss an den Talk gaben die FHM-Alumni den zahlreichen Studierenden noch ein paar Tipps und Hinweise für einen guten Start in die Medien-Karriere.

Alexander Günther: „Ich achte auf Leidenschaft für Medien. Wenn ich die bei einem Bewerber spüre, hat er alle Chancen.“
Mark Lucht: „Es braucht eine gesunde Neugierde und Lust auf neue Themen. Es muss der Wille da sein Dinge zu bewegen.“
Katahrina Hölter: „Neben den handwerklichen Anforderungen im Journalismus – in kurzer Zeit gute Texte zu schreiben – darf man keine Scheu haben seine eigene Persönlichkeit einzubringen.“
Henning Westerwelle: „Die Studierenden müssen hinter den Vorhang der Dinge schauen wollen. Dann stehen die Türen offen.“
Teja Adams: „Probiert aus und macht, macht, macht. Nutzt euer Selbstverständnis mit den smartphones für euch aus und entwickelt eine Kompetenz.“